Was wir nicht können und auch nicht unbedingt wollen, sind besonders aufwendig und präzise verzierte Kuchen und Konditorei-Spielereien anbieten, die sich dann natürlich auch auf Instagram gut inszenieren lassen. Oft genug überzeugen solche Tellerschönheiten mit Sößchen- und/oder Beerchen-Obendreingabe vor allem durch viel Oberfläche und eher weniger bzw. durchformatierten Geschmack. Denn die meisten perfekt in Szene gesetzten Produkte stammen direkt aus den Fertigungsstraßen der Lebensmittelindustrie. (Wer einmal den Katalog eines Fertigprodukthändlers für die Gastronomie durchblättert, gerät unweigerlich ins Staunen.)
Wir pressen lieber echte Zitronen aus und reiben nicht zu wenig ihrer Schale in unsere Kuchen, den wir Zitronenkuchen nennen wollen usw. Das klingt hoffentlich nicht überheblich. Aber genau die Erfahrungen, die wir selbst über Jahre als leidenschaftliche Esser*innen, probiererfreute Café- und Restaurantgäst*innen und finger-lickin‘ Feldforscher*innen gemacht haben – die guten wie die schlechten –, brachten uns ja letztlich erst an den Punkt, unser eigenes Café zu eröffnen. Eins nach unseren Überzeugungen, liebe Leser*innen!
Warum ich das hier aufschreibe? Eigentlich nur, weil mir Barbara gerade erzählt hat, dass sie diese Woche wieder eine Oster-Crostata backen möchte, mit Mürbteig und Eiern, Ricotta und gekochtem Getreide als Füllung, allerdings „ohne Deckel“ … das mit dem verzierenden Streifengitter bekomme sie ohnehin nicht akkurat genug hin. Die Crostata vom letzten Jahr sah trotzdem schön aus, finde ich.
Und eigentlich sollte und wollte ich ja von Silvana Cozzutos Buch „Italienische Familienrezepte“ schreiben. Das erschien vor beinahe 25 Jahren, immerhin bei Gräfe und Unzer, und ich durfte es im „Coburger Tageblatt“ vorstellen, weil die in Neapel geborene Autorin damals im östlichen Landkreis Coburg wohnte.
Dadurch ging nicht nur ein Exemplar in meinen und später in unseren gemeinsamen Hausstand über; das wunderbar persönliche und authentische Buch (gibt es heute nur noch antiquarisch, u.a. hier) war bald schon ein wichtiger Impulsgeber für Barbaras immer weiter wachsende Leidenschaft für die italienische Küche. Wenn es bei uns zu Hause mal Fleisch gibt, dann am häufigsten das Pollo al forno con patate aus diesem Kochbuch, in etwas abgewandelter Form. Und darin findet sich auch die neapolitanische Pastiera, ein Osterkuchen, der wie unsere Crostata gefüllt wird mit Ricotta und gekochten Weizenkörnern. Allerdings ist die auch sehr akkurat dekoriert (fotografiert) mit einem Zierstreifengitter.
Eine Kuchenwochenkarte haben wir zwar nicht; aber unsere Mittags- und Nachmittagsgerichte finden sich wie immer hier auf unserer Homepage. Besonders hinweisen möchten wir auf die Oster-verdächtige Frittata mit Spinat und Kartoffeln am Mittwoch. Und zum Karsamstag gibt es eine zweite Shakshuka-Variante, ebenfalls mit Spinat sowie mit Linsen.
Wir freuen uns auf euren Besuch – allerdings nicht am Karfreitag, da haben wir nämlich geschlossen!
P.S. 1: Sollte jemand etwas über den Verbleib von Silvana Cozzuto wissen, wären wir für einen kleinen Hinweis dankbar. Wir würden uns einfach gerne mal bei ihr bedanken!
P.S. 2: Wir haben, weil wir fürs Ribollita ja ohnehin ständig an weiteren Playlisten basteln, auch mal wieder eine für euch zusammengestellt: Sie heißt „Numero 5: Ribollita Früherling“ und findet sich hier auf Spotify.