Es hat eigentlich nichts mit dem Ribollita und nicht mit mediterraner Küche zu tun, aber ich will hier trotzdem davon erzählen: Unseren schönsten Momente des vergangenen Samba-Wochenendes erlebten wir rund 500 Meter entfernt, am Judentor. Am Samstag und Sonntag fanden wir uns, nachdem wir unser Durchgangsgitter zugezogen hatten, dort inmitten eines unglaublichen Straßenfestes wieder.
Na, soo unglaublich nun auch wieder nicht, mögen routinierte Besucher*innen des Festivals einwenden. Aber hält man sich einmal vor Augen, dass diese Stadt sich doch meistens ziemlich hüftsteif und zurückgenommen zeigt, und vor allem, dass dort erst wenige Wochen zuvor angestrengt ernste/ernsthaft besoffene Männer in Uniform ihr gruseliges Vaterland/Stolz/Ehre-Tratra aufführten, war dieser Samba-Abschluss vor dem „Goldenen Hirsch“ doch ein Blick in eine gänzlich andere Welt: Da wippten und tanzten Menschen im Kreis, in dessen Mitte wurde getrommelt, aber nicht zu laut, damit man auch den Gesang hören konnte. Und jede(r) die/der konnte, und es waren einige, die Portugiesisch/Brasilianisch sprachen und die Lieder kannten, stimmte mit ein. Als ich mich gerade kurz mit John, der mit diesem Wochenende seine ebenso ziemlich unglaubliche Coburger Gastwirts-Karriere beendete, unterhielt, legte plötzlich ein Sambista seine Hände auf unsere Schultern, sang für uns und blickte uns dabei direkt in die Gesichter.
Das da war nicht nur der jeden und alles einladende Gegenentwurf zu Marschmusik, Gleichschritt und irgendeinen „Leitkultur“-Quatsch. Und es war wohl auch etwas anderes als der Caipi-Plastik-Jumbobecher- und 4/4-Takt-Beschallungs-Wahnsinn, als der das Festival am Wochenende in manchen Bars und Clubs in der Stadt sonst interpretiert und nach Möglichkeit vergoldet wurde. Ich habe keine Ahnung von Samba, von dem, wie auf brasilianischen Straßen gefeiert wird. Aber mein Tipp ist: Das da zwischen „Hirsch“ und „Empanadas de la Nonna“ kam dem Kern der Sache sehr viel näher.
Und natürlich ist das kein Zufall, dass dort so und wer dort alles an Gruppen, Künsterler*innen und Tänzer*innen feierte und dabei die Zeit vergaß. John lud über 20 Jahre lang diese Menschen zu sich in den „Hungry Highlander“ ein, hielt Kontakt, war offensichtlich ein authentischer Gastgeber, lebt und liebt die direkte Begegnung. Und auch wenn es bei uns wohl sobald keine Samba-Sessions früh um drei geben wird und jeder sowieso seine ganz eigene Persönlichkeit hat, ist uns diese Idee vom Wirt-Sein ein Vorbild.
Jetzt aber mal schnell noch zu den Ribollita-Fakten: Am Dienstag dieser Woche haben wir ausnahmsweise geschlossen, weil wir uns den längeren Öffnungszeiten an Freitag, Samstag und Sonntag noch ein wenig ausruhen müssen. Unsere neuen Gerichte ab Mittwoch findet ihr wie immer hier auf unserer Homepage. Ihr habt übrigens nur noch eineinhalb Wochen Zeit, uns zu besuchen. Denn ab Anfang August machen wir für drei Wochen Urlaub. Wir kommen aber wieder, das ist sicher.