Einige unserer Gerichte und Zubereitungsarten stammen aus Neapel und Kampanien. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Barbaras Italianenisch-Lehrerin an der VHS in Berlin-Tempelhof, Nadia, aus dieser unvergleichlichen Stadt am Fuße des Vesuv stammte. Und wie sollte es auch anders sein, spielten natürlich auch in diesem Sprachkurs Essen und Kochen eine ganz wesentliche Rolle. Es ist ein schönes Klischee und eine noch viele schönere Tatsache: Spricht man über Italien und/oder spricht man mit ItalienerInnen, landet man eher früher als später ganz selbstverständlich bei diesem Thema … und dann meistens für viele Minuten bei keinem anderen mehr.
Als der Kurs sich zu einem Kochabend verabredete, schlug Nadia einen (Resteverwertungs-)Klassiker vor, den in Neapel jedes Kind kennt, der es anders als zum Beispiel die Pizza Margherita aber nicht über den Brenner geschafft hat: Pasta e patate. Echt jetzt? Nudeln mit Kartoffeln? … Und was noch?!
Ehrlich gesagt, wir haben uns die ersten Wochen nach unserer Eröffnung noch nicht getraut, das Gericht auf unsere Tageskarte zu nehmen. Denn man braucht schon ein wenig Phantasie (und Vertrauen zu Köchin und Lokal), um sich auf diese Schwesternschaft einzulassen. Klingt wie zweimal Beilage. Nach so viel Kohlenhydraten, das kaum noch Geschmack dazwischen passt. Aber das ist ein großer Irrtum. Möhren, Sellerie, Zwiebeln, ganz wenig Tomate für Farbe und Aroma sowie Olivenöl sorgen dafür, dass Pasta und Patate sich zu einem cremigen Geschmackserlebnis vereinen, das so unglaublich aromatisch schmeckt und dermaßen zufrieden macht, das hat schon fast was mit Magie zu tun.
Ein kleines Zutaten-Geheimnis gibt es dann aber doch: das Stück Parmesan-Rinde, welches mit geschmort wird in dem Eintopf. Ohne geht es nicht, deshalb können wir das Gericht nicht vegan anbieten. Dafür lassen wir aber den Speck war. Pasta e patate steht schon am morgigen Dienstag auf unserer Tafel. Außerdem empfehlen wir auf der Karte für diese Woche unter anderem eine Tomatensuppe nach Yotam Ottolenghi mit Borlottibohnen, Orecchiette mit Bratwurst und Cime di Rapa (das ist italienischer Stängelkohl), wie man sie in Apulien serviert, sowie am Freitag und Samstag endlich wieder das Gericht, welches unserem Café seinen Namen gegeben hat: die Ribollita.
P.S.: Mit dem Zug braucht man übrigens nur knapp 14 Stunden von hier nach Neapel! Wir haben das schon zweimal gemacht und können es sehr empfehlen: Am frühen Morgen am Coburger Bahnsteig gähnen und bibbern, im EC ab München bald das großartige Brenner-Panorama ohne jeden Lenkradstress genießen (dafür bestens bekocht vom ÖBB-Personal), in Bologna ins Untergeschoss zur pfeilschnellen Frecciarossa steigen und am Abend dann schon vor einer dampfenden (dann eben doch) Pizza auf irgendeiner neapolitischen Gasse sitzen: So kann man reisen!