Immer für einen Schmunzler gut beim Besuch einer Pizzeria in Italien: eine Zutat namens „Wurstel“. Auch wenn man als Deutscher schnell richtig liegt mit seiner Vermutung, worum es sich dabei handeln könnte, kommen dem Bajuwaren vielleicht doch Zweifel. Denn ein Wurstel ist in seinem Idiom ein Hanswurst, ein „tölpelhafter Mensch“, oder, wie das Wiktionary ergänzt, eine „pritschenartige Lederwurst der Fastnachtsnarren“. (Wer uns eine brauchbare Erläuterung dafür an die Theke trägt, bekommt einen Espresso von uns spendiert!)
Sieht man das „Wurstel“, ist es schnell als feine Brühwurst enttarnt, also als Frankfurter oder Wiener. Und die landet in Italien tatsächlich auf der Pizza. Das ist vor allem bei Kindern beliebt. Als Würstel e patatine oder auch Pizza Paperino liegen dann auch noch Pommes verstreut zwischen den Wurstscheiben. Aber ist das noch die Cucina italiana, die ihre Traditionen und feinste Zutatenauswahl bis heute hart verteidigt? Nee, das ist einfach nur die pragmatische, geschäftstüchtige, aber wohl vor allem ausgeprägt kinderliebe Seite der italienischen Gastronomie.
Aber warum heißt das bzw. die Wurstel eigentlich so? Weil Österreich einfach näher dran liegt an Italien, und Umlaut-Pünktchen außerhalb des deutschsprachigen Raums sowieso niemand so richtig ernst nimmt. (Oder sie auf seiner Tastatur nicht findet.)
Lassen wir einmal fein aufgeschnittene (Abend-)Brot-Spezialisten wie Salami oder Mortadella beiseite, dürfte die hierzulande bekannteste italienische Wurst wohl die Salsiccia sein. Auch wenn manche von uns vielleicht eine recht spezifische Vorstellung davon haben, wie eine solche auszusehen und zu schmecken hat, ist der Begriff doch schlichtweg mit „Wurst“ oder „Bratwurst“ zu übersetzen. Und gerade auch von letzterer gibt es zwischen Alpen und Stiefelspitze eine ähnlich bunte Auswahl wie in Deutschland – mal fett, mal mager, mal Hausschwein, mal Wildschwein, mal Leber, mal Schulter, mal mit Fenchel gewürzt, mal mit Knoblauch und Paprika usw.
Sie aus der Pelle zu drücken, um aus dem Brät eine Fleischeinlage für Pastasaucen zu machen, dafür gibt es in der italienischen Küche zahlreiche Beispiele. Barbara liebt diese Arbeit. Auch wenn das für ein Café/Restaurant, das einen eindeutigen vegan-vegetarischen Schwerpunkt hat, vielleicht ein bisschen seltsam anmutet. Am Donnerstag kann sie das wieder machen, denn dann servieren wir Pasta mit Salsiccia und Schwarzkohl. Die Kombination aus der fetten, würzigen Wurst und dem feinen und leicht süß-säuerlichen Geschmack des Schwarzkohls ist echt eine Entdeckung. Und die Salsciccia ist bei uns tatsächlich nichts anderes als „Bratwurst“, eine leckere fränkische nämlich, von ebl Naturkost – weil uns bio, gerade beim Fleisch, noch wichtiger ist als „authentisch“.
Schwarzkohl ist auch eine Zutat für die Kürbissuppe, die wir am Dienstag servieren. Außerdem auf der neuen Wochenkarte: Paprikasuppe, Pasta con le cipolle sowie mit lenticchie und eine Karotten-Süßkartoffel-Suppe mit Zitrone und (auf Wunsch) Chiliöl. Die genaue Aufstellung findet sich wie immer hier.
P.S.1: (Paolino) Paperino, also der von der Pizza, ist übrigens der italienische Name von Donald Duck – und damit ist die recht eindeutig als Kinderessen zu erkennen.
P.S.2: Dr. Oetker hat vergangenen Herbst auch in Deutschland eine (limitierte) Tiefkühlversion der Pizza „Würstel e patatine“ auf den Markt gebracht. Wohl vor allem, um im Internet für Diskussion zu sorgen, wie der österreichische „Standard“ richtig erkannt hat. Für Barbara und mich bleibt aber weiterhin deren „Fast wie beim Italiener“-Spot ein Aufreger, der in den ständigen „Wer wird Millionär“-Werbeunterbrechungen läuft. Im Ernst, wer bei „seinem“ Italiener jemals eine Pizza serviert bekommen sollte, die so ähnlich schmeckt wie die bzw. alles von Dr. Oetker, sollte schnell das Weite suchen!