Phallisch, verrückt … ist das überhaupt ein Lebensmittel?!

Regelmäßig wenn bei uns die Sprache auf die Frucht des Nachtschattengewächses Aubergine kommt, muss Oliver an einen sehr geschätzten ehemaligen Kollegen aus Oberbayern denken. Der redete sich einmal quasi aus dem Stand in Rage darüber, dass die Aubergine überhaupt kein Lebensmittel ist, weil (für ihn) schlichtweg ungenießbar – er tat das so dermaßen, ähm, (aber)witzig und lebendig, dass ihm diese Szene wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. (Der liebe Kollege war und ist überhaupt ein großer Meister des Sich-in-Rage-Redens!)

Auberginen zählen aber tatsächlich zu den eher unbeliebteren Gemüsesorten hierzulande. Eine zwar nicht allzu repräsentative, aber in der Tendenz bestimmt nicht verkehrte Umfrage unter 260 Restaurantgästen durch einen Online-Reservierungs-Service präsentierte 2016 folgende Top 3 des deutschen Bäh-Grünzeugs: 1. Brokkoli, 2. Aubergine, 3. Fenchel.

Vor ein paar Jahren in der Bretagne: Barbara freut sich auf den Genuss ihres selbstgekochten Ratatouilles.

Oha. Wenn man sich jetzt durch unsere Wochenkarten der letzten Wochen und Monate blättert, könnte man fast meinen, wir machen es uns und euch extra schwer … Die eröffnen ihr Café nicht nur im hinteren Eck des Steinwegs, kochen jeden Tag gerade einmal zwei frische Gerichte und lassen auch noch bei ungefähr acht von zehn Speisen alle tierischen Produkte weg – nee, die servieren auch noch regelmäßig die drei unbeliebtesten Gemüse „der Deutschen“.

Ins Ratatouille muss aber Aubergine!, zwingend, neben Zwiebeln, Zucchini, Tomaten, Paprika, Knoblauch und Kräutern. Und Ratatouille gibt es bei uns am Donnerstag, weil man sich gerade an der Schwelle vom Sommer zum Herbst kaum ein passenderes Gericht vorstellen kann. Wer es am Donnerstagnachmittag etwas ruhiger angehen lassen kann, bestellt am besten gleich noch ein kleines Glas Rotwein dazu. Denn dann ist es perfekt! (Unsere weitere Wochenkarte findet ihr mit einem Klick auf diese Zeile hier.)

Dass auch den Italienern die Aubergine nicht ganz geheuer ist oder besser: war, obwohl weitaus beliebter und viel verbreiteter in der italienischen Küche als bei uns, deutet ihr dortiger Name an: „melanzana“ leitet sich von „mele insane“ ab. Als „verrückte Äpfel“ bezeichnete man also die Frucht, die mit den Mauren nach Europa gekommen ist. Auch aphrodisierend soll sie wirken, glaubt(e) man. Was keinen wundern muss, der weiß, wie eindeutig-einfältig viele Menschen seit jeher auf alles reagieren, was eine phallische Form besitzt. Auch das Auberginen-Emoji auf WhatsApp & Co. hat deshalb schon längst ein Eigenleben entwickelt.

P.S.: So ziemlich jede(r) kennt diesen Film, „Ratatouille“, aber diese Szene, in der der Restaurantkritiker beim Genuss eines köstlichen Ratatouilles direkt in seine Kindheit zurückgebeamt wird, ist einfach so wunderbar … klickt auch auf diese Zeile, wenn Ihr sie (noch einmal) sehen möchtet.