Pasta, nicht Pesto – genuin genuesisch?

An Wurstbuden in der Stadt Wien fehlt es ja nicht. Allerdings bieten sie dort keine Wiener Würstchen an, sondern allerdings einigermaßen baugleiche Frankfurter. Und wer Toast oder Pizza Hawaii auf Speisekarten der fernen Insel(gruppe) im Pazifik sucht, sucht auch dort umsonst. Denn der ominöse Toast ist eine bundesdeutsche Erfindung der 1950er-Jahre, die kaum weniger fragwürdige Pizza hat sich wiederum ein griechisch-kanadischer Koch und Unternehmer Anfang der 1960er in Ontario ausgedacht. (Dem großflächigen Ananas-Anbau auf Hawaii ging übrigens eine Enteignung und Ausbeutung der dortigen indigenen Bevölkerung voraus.)

Weitere Beispiele für nach Städten, Regionen, Ländern benannten Spezialitäten und Speisen, die gar nicht von dort stammen, sind die im benachbarten Frankreich erdachte Sauce hollandaise oder das japanische „Itameshi“-Fusions-Gericht Naporitan (mit weichgekochten Spaghetti und Ketchup!). Wer sich für mehr solche geografisch missverständlich bzw. falsch benannte Leckereien und Geschichte(n) und Anekdoten dahinter interessiert, für den scheint vielleicht das Buch „Sorry, das haben wir nicht“ von Felicia Englmann (Süddeutsche Zeitung Edition, 2011) eine antiquarische Besorgung wert zu sein.

Obacht: Pesto ist nicht Pasta – wenn man da nicht aufpasst, kann man nicht nur Menschen aus Genua ordentlich durcheinander bringen!

Warum wir hier nun wieder auf dieses unterhaltsame Thema zurückkommen? Weil auch der Name des Fleischgerichts auf unserer neuen Wochenkarte in die Irre leitet. Von den wirklich sehr köstlichen Pasta alla genovese – wir haben sie schon ein paar Mal angeboten – weiß niemand mehr so genau, woher sie kommen. Eine Geschichte erzählt davon, dass dieses geduldig eingekochte Ragù aus Zwiebeln und Rindfleisch von aus Genua stammenden Köchen im 15. Jahrhundert am neapolitanischen Hof kreiert wurde. Eine andere speist sich aus der Vermutung, dass das Gericht von Frankreich aus über Genua den Weg nach Neapel gefunden hat. Sicher weiß man nur: Am Golf von Neapel sind die Nudeln mit genuesischer Fleischsoße eine feste Größe, während sie in Genua quasi unbekannt sind.

Um die Sache noch ein bisschen verwirrender zu machen, stellt man uns auch noch Gläser mit Pesto (alla) genovese in jeden einigermaßen gut sortierten Supermarkt – mit seinen essentiellen Zutaten Basilikum, Olivenöl, Parmigiano, Pecorino, Knoblauch, Pinienkernen und Salz. Ja, auch lecker, aber halt was völlig anderes. Dafür aber bekannt und beliebt in Genua, ganz Ligurien und eben auch in deutschen Supermärkten.

Weitere (hoffentlich weniger verwirrende) Spezialitäten auf unserer Wochenkarte sind: eine Kürbis-Maronen-Suppe, Pasta mit Blumenkohl und Parmesan, Süßkartoffel-Mais-Kokos-Suppe mit Limette und Koriander und Paste e patate. Hier findet sich die komplette Karte.

P.S.: Am Mittwoch, 1. November, dem Allerheiligen-Feiertag, bleibt das Ribollita geschlossen.