Lehren aus dem Schinken

Das unendliche Reich der Kochbücher liegt zwischen zwei Polen. Am einen finden sich die aufwendig bebilderten, hier mit einem Reise-Anekdötchen gewürzten, da mit einer persönlichen Notiz der hoffentlich prominenten Autor*in dekorierten Werke. Circa jede dritte oder vierte Seite ein Rezept. Hübsch zum Verschenken und zum Blättern, finden die meisten dieser Bücher nur selten ihren Weg in die Küche.

Auf der anderen, entlegenen Seite gibt es die Schinken. 600 Seiten, besser: 700 dick. So knappe wie allumfassende Titel. Nicht ein Bild. Rezeptsammlungen, prall genug gefüllt für ein komplettes abwechslungsreich bekochtes Leben. Julia Childs „Französisch kochen“ ist so ein Schinken. Ein Standardschinken.

Auch wenn das Covermotiv etwas anderes vermuten lässt: Diese Frau wusste, wie man (französisch) kocht!

Julia Child wurde 1912 in Kalifornien geboren und brachte ihren Landsleuten zwischen 1930 und 1970 die französische Küche nahe und das formvollendete Kochen bei – ab 1963 zehn Jahre lang in ihrer eigenen TV-Sendung „The French Chef“, einer der ersten amerikanischen Kochshows überhaupt. Ihr Handwerk hatte sie in Paris gelernt, wo ihr Mann in der Botschaft der USA arbeitete, sie besuchte unter anderem die Kochschule „Le Cordon Bleu“, lebte später auch einige Zeit in Marseille sowie in Bonn. (Dort leider ohne Gas-, sondern mit einem E-Herd.)

Ihr mit den beiden amerikanisch-französischen Freundinnen Simone Beck und Louisette Berholle verfasste universale, mit zahllosen Stunden der Recherche und der praktischen Kocharbeit gefütterte Fleiß- und Pionierarbeit „Mastering The Art Of French Cooking“ (so der Originaltitel) erschien erstmals 1961. Es wurde noch vor ihrer Fernsehkarriere zum Bestseller und wird seitdem regelmäßig neu aufgelegt. Weil es sich als Lehrbuch versteht, das geduldig genaue Grundlagen schafft. „Was halten Sie von acht Seiten über die Zubereitung eines simplen Omeletts?“, fragt Julia Child selbst im Vorwort der Jubiläumsausgabe von 2001 augenzwinkernd.

Für Menschen, die selbst gerne kochen und dabei immer neu dazulernen möchten, ist „Französisch kochen“ auf jeden Fall eine Anschaffung wert. Für Menschen, die gerne lecker essen, genügt aber vielleicht schon die Information, dass das Rezept für Barbars Kartoffelsuppe mit Lauch (Potage Parmentier), das neu auf unserer Wochenkarte steht, aus diesem Schinken stammt. So simpel wie gut, kehrt auch dieses Gericht den Eigengeschmack seiner ausgewählten Zutaten in den Vordergrund! Unter diesem Link findet ihr wieder alle weiteren Gerichte auf unserer Karte … und dort gleich noch ein Suppen-Highlight: Der erste neue Schwarzkohl ist bestellt – und deshalb gibt es am kommenden (Brücken-)Samstag endlich wieder Ribollita!

Achtung: Aufgrund des Feiertags Allerheiligen bleibt das Ribollita am Freitag, 1. November, geschlossen.