Als wir jetzt eine Woche lang erkältungsbedingt mehr oder weniger auf unserer Wohnzimmercouch wohnten, hatten wir viel Zeit, uns vom Fernseher beflimmern zu lassen. Für die Fortsetzung angefangener Serien („Atlanta“, „The Bear“, „Sex Education“ u.a.) war der Kopf zu schwer. Schlichtere Kost war gefragt. Und so landeten wir auch immer wieder bei „Mein Lokal, Dein Lokal“ auf Kabel eins. Der TV-Wettbewerb, in der Menschen aus Gastro(küchen) sich gegenseitig zum Testessen besuchen – die Sendung war vor drei Jahren ja auch schon bei uns in Oberfranken zu Gast …
Über die etwas überzogene Inszenierung und die offensichtlichen redaktionellen Eingriffe in die hier gezeigte Reality lässt sich sicherlich streiten, aber trotzdem ist das durchaus auch interessant und lehrreich. Was wir vergangene Woche zum Beispiel gelernt haben: Viele Menschen – selbst solche, die vom Küchenfach sind – erwarten von Gerichten aus für sie exotischen Länderküchen wahre Geschmacksexplosionen. Und wenn dann nix explodiert, sind sie enttäuscht. Oder sie beschweren sich darüber, dass Minzaroma oder Rosenwasser in Speisen dominieren, die aber genau auch nach diesen Zutaten schmecken sollen. So geschehen bei einem libanesischen, offenkundig sehr empfehlenswerten Einkaufszentrum-Restaurant in Lübeck.
Vorurteile und falsche Erwartungen können einem durchaus beim Kennenlernen neuer Gerichte im Weg stehen. Wenn man sich aber wenigstens immer mal wieder grundsätzlich in Erinnerung ruft, dass die Welt riesengroß ist (und Europa darin winzig), die Geschmäcker auch im Orient oder südlich von Tijuana durchaus verschieden, die Asiaten zwar sehr viel Reis essen, aber diesen in einem schier unendlichen Variantenreichtum darzureichen wissen und man ja selbst innerhalb unseren kleinen Landes die meisten Bajuwaren mit Labskaus und Nordlichter mit Weißwürsten jagen kann usw., steht einem immer wieder die Möglichkeit offen, andere Menschen und ihre Kulturen mittels Löffel, Gabel, Stäbchen, Messer u.ä. verstehen und schätzen zu lernen.
Wir servieren in dieser Woche ein Gericht, das den allgemeinen Erwartungen an die orientalische Küche allerdings durchaus entsprechen dürfte: Winter-Couscous, nach einem Rezept des berühmten israelisch-britischen Kochs Yotam Ottolenghi. Obwohl es den Winter im Namen trägt, hat man das Gefühl, man schiebt sich mit jedem Gabelbissen den kompletten Herbst in den Mund. Neben Kürbis, Kichererbsen, Möhren und Süßkartoffeln fügt Barbara pflückfrische Quitten hinzu, im Austausch gegen getrocknete Aprikosen aus dem Originalrezept. Gewürzt wird u.a. mit Sternanis, Ingwer, Zimt, Zitrone und Harissa.
Das schmeckt nicht nur sehr aromatisch, das schaut eben auch sehr herbstlich aus. Und auch bei der restlichen Wochenkarte haben wir darauf geachtet, dass es farbenfroh leuchtet: pink beim Rote-Beete-Risotto, orange bei den Pasta mit Kürbis, im etwas blasseren Gelb bei der Erbsen-Kartoffel-Suppe (ja, sie soll auch so nach Minze schmecken!) und knallrot bei den Penne all’arrabbiata und dem samstäglichen Shakshuka. Hier findet sich wie immer die komplette Wochenkarte.
P.S.: Was wir hier noch gar nicht erwähnt und gewürdigt haben: Das Whisky-Tasting von Detlef Purucker, Bernhard Schneider und Gerd Bauer ist kürzlich zu uns umgezogen. Wir sind hier zwar nur Gastgeber der Gastgeber, freuen uns aber, dass das Ribollita damit auch regelmäßig an Abenden bevölkert wird. Dazu bei anderer Gelegenheit sicherlich noch mal mehr.