Es ist ziemlich genau ein Jahr her. Barbara arbeitete sich in der Küche bereits in den neuen Tag vor. Ich parkte das Auto weg. Unsere beider Stimmung kroch irgendwo auf Knöchelniveau durchs Herbstlaub, denn rund um den 3. Oktober war es gar nicht gut gelaufen im Ribollita. Da öffnete ich auf dem Fußweg zurück zum Café eine Email von Carola Rönneburg. Die mir unbekannte Frau aus Berlin teilte uns darin mit, dass sie einen Monat zuvor „quasi heimlich“ essen war bei uns, dass es ihr gut gefallen habe und dass wir deshalb Teil ihrer Reportage über Oberfranken im deutschlandweit bekannten Magazin „essen & trinken“ werden würden.
Ich fand das unglaublich, trotzdem glaubwürdig. Barbara war sich hingegen sicher, dass uns da jemand veräppelt. Ein paar Tage später telefonierte ich dann aber mit Frau Rönneburg, fast eine Stunde lang. Wir teilten journalistische Erfahrungen, sprachen über kulinarisches Konzept und Küche, stellten schließlich sogar fest, dass wir einen gemeinsamen Bekannten in Berlin hatten. Google verriet uns außerdem, dass sie u.a. „Häuptling eigener Herd“ redaktionell betreut hatte – das gemeinsame Zeitschriften-Projekt von Vincent Klink und Wiglaf Droste, das ich hier auch schon erwähnt hatte.
Und so jemand findet uns gut? Ja, Tatsache. Allerdings passierte nach Inkognito-Besuch und Telefonaustausch dann sehr lange nichts mehr. Kein Fotograf meldete sich, obwohl angekündigt, bei uns, eine Rückfragemail lief ins Leere. Bis Carola Rönneburg nach Monaten plötzlich wieder anrief: Die „essen & trinken“-Redaktion hatte die ganze Oberfranken-Reportage um ein Jahr verschoben. Und Fotos vom Ribollita würde es leider doch nicht geben. Schon okay. Wir haben ja lange genug bei Zeitschriften gearbeitet: Da wird ständig irgendetwas geschoben und aufgehoben.
Vergangenen Freitag zogen wir die heiß erwartete Ausgabe des Magazins endlich bei tegut aus dem Zeitschriften-Regal. Darin finden wir uns zwischen Vorstellungen des Kommunbrauhauses in Seßlach, von Schloss Hohenstein, der „Alten Henne“ gleich nebenan und der Klößerei im Neustadter „Lindenhof“ gar nicht mal so knapp portraitiert. „… Er serviert mir eine Pasta mit Auberginen, Tomatensauce und Scamorza-Käse – und als ich den ersten Bissen nehme, liegt Coburg auf einmal in Italien. Was ich esse, ist das perfekte einfache Gericht, mit Herz auf den Teller gebracht – delizioso!“, schreibt Carola Rönneburg da über uns. Wow. Zudem in so warmen und geraden Worten, die übrigens ihre gesamte lesenswerte Reportage auszeichnen.
Eine bessere Motivation lässt sich wohl kaum finden, in die neue Woche zu gehen. In der möchte Barbara gerne Linguine mit Spitzkohl, Zitrone, Butter und Walnüssen neu an euch ausprobieren sowie eine Zuppa di patate, porri e radiccio, also mit Kartoffeln, Lauch und Radicchio. Herbst und Herz auf die Teller! Pasta mit Blumenkohl und Parmesan (oder gemahlene Mandeln als vegane Alternativen), die Gnocchetti sardi mit Bratwurst-und-Tomaten-Sugo sowie die Süßkartoffel-Mais-Kokos-Suppe mit Limette, Koriander und selbst gebackenem Sauerteigbrot kennen viele unserer Stammkund*innen schon. Erst recht ein Grund für einen Besuch!
Hier findet ihr die komplette Wochenkarte. Die ist allerdings einen Tag zu kurz, da wir am Samstag wegen einer größeren Feier im Ribollita unser Café leider geschlossen lassen müssen.
P.S.: Carola Rönneburg ist nicht nur Autorin eines ganz bestimmt lesenswerten Buchs mit dem Titel „Grazie mille! Wie die Italiener unser Leben verschönert haben“ (Herder/2005), das wir uns endlich antiquarisch besorgen müssen. Sie war als Schülerin in Hamburg Ende der 70er-Jahre auch eine der Schöpferinnen des „Popper-Knigge“, der sich satirisch über den Look und die schiere Oberflächlichkeit ihrer Mitschüler lustig machte, in weiterkopierten Ausgaben aber bald quer durchs Land Verbreitung fand und von vielen als Stil-Fibel der neuen Jugendkultur missverstanden wurde.