Wenn denen von der Zeitung oder dem Onlineportal gar nichts mehr einfällt im Sommerloch, schreiben sie übers Radler. Davon, dass der Bier-Limonaden-Mix in verschiedenen Regionen verschiedene Namen trägt: Alster(wasser) droben, Radler drunten, Panasch drüben usw. Und gerade erst zum Karnevalsfinale hat garantiert auch jemand wieder in einen launigen Aufsatz gepackt, wie der (Faschings-)Krapfen sonst noch heißt. In Berlin auf jeden Fall schon mal nicht Berliner. Sondern, wie in Thüringen, wo sich leider eine (sozialistische?) Begriffsverschiebung weg vom viel amüsanteren Kräppel vollzogen hat: Pfannkuchen.
Und tatsächlich: Als ich einmal vor Jahren im „Coburger Tageblatt“ mit einer Arbeitskollegin aus Sonneberg darüber plauderte, was es bei uns jeweils zum Abendbrot geben wird, versetzte sie meine lapidare Antwort in Staunen. „Wahrscheinlich Pfannkuchen.“ Ich weiß bis heute nicht, was ich lustiger finden soll. Die Vorstellung, dass ich tatsächlich am Abend noch mein Fetttöpfchen herausholen könnte, um mir eben mal ein paar Hefeteigballen auszubacken. Und dann nur noch ein bisschen Feinarbeit mit dem Marmelade-Spritzbeutel und dem Puderzucker-Sieb. Oder dass ich mir nix Leckereres vorstellen könnte zu Feierabendbier und UEFA-Cup-Übertragung als einen Teller Krapfen … Die spinnen, die Wessis!
Barbara hat gerade noch rechtzeitig zum Karnevalsfinale eine Art Krapfen-Alternative auf unsere Theke gestellt: Brioche, gefüllt mit Aprikosen-Marmelade. Und dann, zum Wochenende, eine eigene, ebenfalls vegane Variante der französischen Pains au chocolat. Dieser französische Klassiker und Kinder-Glücklichmacher wird normalerweise aus Plunderteig hergestellt, genau wie Crossaints. In vielen Bäckereien hierzulande wird er auch aus Blätterteig angeboten. In beiden Fällen ist er dunkler gebacken und ein Stück knuspriger als bei uns. Die leichtere Ribollita-Interpretation, die ohne Eier, Butter und Hefe nach einigem Herumprobieren nun trotzdem fluffig und saftig gelingt, kam dennoch sehr gut an bei unseren (Stamm-)Gästen. Zumindest haben sie das gesagt.
Einer von ihnen hat uns außerdem erzählt, dass das Pain au chocolat in der Heimat seines Vaters, in Bordeaux, ebenfalls einen anderen Namen trägt: Chocolatine. Die Sprachregelungslinie verläuft dabei ungefähr zwischen La Rochelle am Atlantik und Béziers nahe dem Mittelmeer. Bäcker im französische Südwesten gehen dabei sogar so weit, höhere Preise zu verlangen, sollte jemand auf ein „Pain au chocolat“ bestehen. Einerseits stecken dahinter wohl die üblichen lokalpatriotischen Frotzeleien. Auf der anderen Seite drückt sich darin auch der Ärger derer aus, die darüber klagen, dass wohlhabende PariserInnen, die mit dem TGV in zwei Stunden nach Bordeaux rasen können, dort (nicht nur) die Immobilienpreise explodieren lassen, wie die FAZ im vergangenen Oktober berichtete.
Bei uns dürft ihr die Chocolatines oder Pains oder Schokobrötchen aber nennen, wie ihr wollt. Auf jeden Fall stehen sie am Ende der neuen Woche wieder auf unserem Tresen – versprochen! Versprechen wollen wir auf unserer neuen Wochenkarte endlich auch wieder unsere Namenspatronen-Suppe: Ribollita – die Schwarzkohl-Lieferung wurde uns fest zugesagt! Gnocchi mit Kirschtomatensugo, Spaghetti all’amatriciana und Pasta e patate kennt ihr schon; und auch die Rote-Linsen-Suppe und die Türkische Hochzeitssupe mit Minz-Chili-Öl sind regelmäßige Gäste auf unserer Karte. Neu hingegen sind Pasta e fagioli con cicoria (Pasta mit weißen Bohnen und Vulkanspargel) am morgigen Dienstag und am Mittwoch Zuppa di radicchio e fave (Radicchiosuppe mit Favabohnen). Absolut fastenzeittauglich und gleichzeitig höchst ausprobierenswert!