Wenn ein Star eine bestimmte Größe erreicht hat und seine Zielgruppe auch nur im Verdacht steht, sich für gutes Essen zu interessieren, bringt er/sie garantiert ein Kochbuch heraus. Denn dafür muss der Star selbst nicht kochen können, Rezepte sind zudem nicht urheberrechtlich geschützt, nur gut ausschauen muss er/sie auf den Fotos zwischen Schneidbrett, Kräutertopf und Dunstabzugshaube.
Dass auch Sophia Loren gut aussieht in ihrem eigenen Kochbuch von 1971, das könnt ihr glauben. Allerdings wirken die Fotos seltsam gestellt: die Loren hinter monströsen Parmesanrädern hockend oder starr in die Kamera grienend, während der Nudelteig durch die Luft segelt. Und auch der deutsche Titel ihres Buchs „In cucina con amore“ (dt.: „Mit Liebe kochen“) tat ihr nicht den Gefallen, ihr Anliegen ernst zu nehmen. Er lautete „Komm, iß mit mir“ statt, wenigstens: „Komm, koch mit mir“. Auf dem Umschlagfoto der Bastei-Lübbe-Taschenbuchausgabe hatte man sie obendrein als devot-sinnliche Servierdame inszeniert, bereit zum Braten-Reichen.
Aber: Don’t judge a book by its cover! Barbara hat das Büchlein in der Kochbuchsammlung ihrer Mutter entdeckt, und tatsächlich ist es eine echte Entdeckung, weil es darin nicht um Prominenz und Behauptung, sondern um das Essen, Lorens Lieblingsspeisen und deren Gelingen geht. Aufgewachsen unter ärmlichen Verhältnissen mit Mutter und Schwester in Neapel, hat sie die Vorzüge der einfachen Küche und vor allem die eines dampfenden Tellers Pasta nie vergessen. Deshalb ist „In cucina con amore“ vollgepackt mit Rezepten bis kurz vor dem Platzen, von der partygerechten Vorspeise bis hin zu den Dolci, inklusive einem dicke Kapitel über Pasta, natürlich. Und dort kommt sie auch erst mal zur wichtigsten Maßgabe überhaupt: „Ich möchte gerne alle Leute davon überzeugen, dass Teigwaren al dente gekocht sein müssen, sonst sind es eben keine richtigen Teigwaren.“
Nur im Vorwort weicht sie selbst ein paar Schritte zurück vom Herd, für einen emanzipatorischen Appell und einer gleichzeitigen Einladung an die Männer, sich selbst an ihren Rezepten auszuprobieren: „Wie – so werden sie sagen –, ein Mann mit Schürze und am Herd, genau wie eine Hausfrau? Nun ja, warum nicht? Es sind ja gerade die Männer mit ihren unpassenden, veralteten Ideen über die Gesellschaftsentwicklung, die diese – nennen wir sie kulinarische – Therapie am nötigsten hätten.“
Wir … nein, wir wollen ehrlich bleiben: Barbara kocht in dieser Woche Pasta mit Lorbeer aus Sophia Lorens Buch. Auch wieder so was erstaunlich Einfaches und gleichzeitig Großartiges. Ansonsten versuch(t)en wir bei der Erstellung der neuen Wochenkarte auch das heiße Wetter mit einzubeziehen – sprich: weniger Suppen (oder eben eine kalt servierte), mehr Salate, aber Pasta müssen natürlich sein! Schaut hier auf unserer Homepage!
P.S.: Am Donnerstag sind wir eine der Stationen des nächsten Abendspaziergangs der Stadt Coburg. Dabei werden unbekanntere Ecken der Innenstadt vorgestellt und eben auch Geschäfte, Gastronomien und Einrichtungen besucht, deren Inhaber*innen von ihren Konzepten und Angeboten erzählen. Hier der Link zur Homepage der Stadt – könnte allerdings sein, dass die dieswöchige Veranstaltung schon ausverkauft ist. (Dann kommt eben einfach so zu uns und sprecht uns an, wir erzählen euch gerne auch alles ohne Abendspaziergang.)