Eine der vielen Traditionen, die rund um das sehr spezielle Pfingstwochenende in Coburg gepflegt werden: Viele Menschen machen einen möglichst großen Bogen um die Stadt. Weil sie denen, die da über die Stadt herfallen, nicht über den Weg laufen wollen. Oh ja, es gibt auch solche Leute, die dem uniformierten Schau- und Sauflaufen der Korporierten, ihrem dunkeldeutschen Fackelzug und dieser ganzen Männerbündlerei einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen können. Oder sie nehmen sogar innerlich Haltung an bei diesem nationalkonservativen bis rechtsradikalen Treiben.
Die Veranstalter geben sich zwar offiziell unpolitisch und weltoffen, aber in deren interner Kommunikation, in den politischen Aktivitäten prominenter(er) Mitglieder oder früh um zwei auf den Wirtshaustoiletten der Vestestadt zeigen viele dieser ehrenwerten Männer ihr wahres Gesicht. Fragt Presse, Google oder erfahrene Coburger*innen, die erzählen euch davon!
Das Ex-Herzogtum lässt sich das trotzdem gefallen. Wg. der Tradition und weil der absurde Pfingstzirkus immer noch einiges Geld hier lässt. Im vergangenen Jahr hatten wir uns noch entschieden, das Ribollita übers Feiertagswochenende deshalb zu schließen. Keine Lust auf Konfrontation. Doch da sich unseren Urlaubspläne noch einmal verschoben haben und vor allem mit Blick darauf, dass sich immer mehr Menschen diese rücksichtslose Übernahme ihrer (Innen-)Stadt nicht mehr unwidersprochen gefallen lassen wollen, bleibt unser Café diesen Freitag und Samstag sowie auch am Dienstag – dem Marktfest-Tag – geöffnet.
Wie ich vor kurzem hier schon einmal geschrieben habe: Wir verstehen uns nicht als explizit politischer oder gar aktivisitischer Ort. Aber vielleicht können wir ja helfen, den Bewohner*innen und nichtschlagenden Gästen Coburgs eine Alternative anzubieten, eine Insel, auf der Geschlecht, Herkunft und dieser ganze damit verwobene Stolz- und Ehrekram weiter keine Rolle spielen. Mal sehen, wie viele und welche Menschen den Weg unter diesen besonderen Umständen zu uns finden. Und wie wir jene fernhalten, die evtl. ihre Farben, Mützchen und Alkoholfahnen in oder vor unser Café tragen wollen. Ein Gast, der früher in Tübingen studiert hat, hat uns vor einiger Zeit erzählt, dass es dort eine Kneipe gibt, an deren Eingangstür geschrieben steht: „Im Wichs gibt’s nix!“. (Der Wichs ist die Uniform der Burschen.)
Wer sich aktiver an der Alternativkultur zum CC beteiligen möchte, dem empfehlen wir am Pfingstsamstag und -sonntag einen Besuch des Alten Güterbahnhof unweit der Frankenbrücke. Dort findet die „Kulturflut“ des Zentrums Alternative Kultur Coburg e.V. statt mit dem „To Disput“-Musikfestival am Samstag sowie Vorträgen und einem kreativen Rahmenprogramm am Sonntag. Mehr findet sich unter diesem Link. Außerdem formiert sich auch der Widerstand gegen den Fackelzug am Pfingstmontag immer deutlicher, diesmal durch eine gemeinsame Demonstration der Grünen/Grünen Jugend, der Jusos und des Comun e.V. – vor dem „Goldenen Kreuz“ um 21.30 Uhr.
Aber jetzt mal schnell noch zur Wochenkarte, denn gekocht wird bei uns auch wieder was. Pasta alla genovese, Risotto mit grünem Spargel und Mandeln sowie Penne all’arrabbiata sind die Highlights auf der Pasta-/Hauptspeisen-Seite. Wer es lieber mit leckerer Flüssigkost hält, dem bieten wir eine Minestrone mit Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide, die Türkische Hochzeitssuppe und eine Lauch-Erbsen-Suppe mit frischen Kräutern plus einer Scheibe von unserem selbst gebackenem Sauerteigbrot. Den Rest der Wochenkarte gibt es hier.
P.S.: Am Freitag, 24. Mai, gibt es das Ribollita genau seit eineinhalb Jahren. Das wollen wir ein bisschen mit euch feiern, hossa, auch so ein bisschen in den Abend hinein – dazu erzählen wir euch spätestens in unserem nächsten Newsletter mehr!