Beliebt vor allem in italienischen Restaurants: Wände mit Bildern, die den Wirt breit grinsend Schulter an Schulter mit irgendwelchen Profisportlern, Wetteransagern, Schlagersängern u.ä. zeigen. Echte Prominente zu Gast in diesem Lokal!?? Womöglich mehr wert als ein halbes Dutzend *****-Wertungen auf Google. Aber schon auch ein bisschen indiskret und in Zeiten der andauernden Selfieknipserei mit Promis aller Klassen ziemlich aus der Zeit gefallen. Doch wenn man an so einer VIP-Galerie vorbei kommt, bleibt man trotzdem stehen und lässt die Augen wandern.
An unserer langen Wand zwischen Küche und WC wäre auch noch richtig viel Platz. Und am Samstag hätten wir endlich auch mal richtig wen zum Knipsen gehabt. Ein echter Promi, bekannt aus Podcasts, Fernsehen und zuletzt ziemlich dicken Schlagezeilen, zu Gast im Ribollita. Saß da plötzlich und ich erkannte ihn erst beim zweiten Gang zum Tisch von ihm und seinem Begleiter.
Dabei hatte ich doch noch tags zuvor bei seinem Anblick auf einem Veranstaltungsplakat schimpfend in mich hinein gecancelt: Warum sagt man den Aufitritt von so einem nicht ab! Nachdem sich der Mann vor ein paar Wochen scheußlich verächtlich über Paralympics-Teilnehmer*innen geäußert hatte. Und auch danach den Unterschied zwischen Häme und Humor zu erkennen nicht in der Lage war, wie die Schauspielerin und Moderatorin Yuria Knoll in ihrem guten Text für den österreichischen „Standard“ kritisierte (hier verlinkt).
(Dass er schon zuvor immer wieder mit Gags aufgefallen war, in denen er nach unten trat und er sich über Monate hinweg aus der Öffentlichkeit hatte zurückziehen müssen, nachdem ihn eine Ex-Partnerin der versuchten Vergewaltigung beschuldigt und ihn gleich mehrere Frauen, die ihm näher gekommen waren, für sein respektloses und übergriffiges Verhalten kristiert hatten, sprengt hier leider den Rahmen.)
Jedenfalls merkt man dann halt schnell: Lokalen Veranstaltern vorwerfen wollen, dass sie so jemandem trotz seiner unerträglichen Kommentare eine Bühne geben, ist das eine. Verdutzt hinter der eigenen Theke festkleben mit diesem unangenehmen Gefühl im Bauch, dass man diesen Gast hier eigentlich gar nicht bedienen möchte, es dann aber doch tut, weil man a) die direkte Konfrontation fürchtet und b) wohl auch die möglichen öffentlichen Folgen des Ganzen, das andere. Das Selfie haben dann andere (Gäste) gemacht. Unsere Wand zum Klo bleibt erst mal leer. Bis jemand kommt wie Hape Kerkeling, Sophie Passmann, Stefan Kozalla, Sarah Bosetti, Helge Schneider, Sandra Hüller, Vincent Klink oder die Beatsteaks. Muss ja auch nicht in dieser Reihenfolge sein.
Bleibt uns noch die Ankündigung, dass wir die aktuelle Brückentags-Woche quasi spiegelverkehrt interpretieren und deshalb am Dienstag und Mittwoch (und am Feiertags-Donnerstag, 3. Oktober, ja sowieso) geschlossen bleiben – dafür aber am Freitag und Samstag die Türen weit machen. Da wird auch wieder lecker gekocht: Pasta mit Linsen und Pilzen und solche mit Kirschtomaten, Kapern und Oliven gibt es, eine herbstliche Kichererbsen-Kastanien-Suppe und selbstverständlich Shakshuka. Hier: unsere komplette Wochen(rest)karte!