36 Grad, und es wird noch heißer
Mach den Beat nie wieder leiser
36 Grad, kein Ventilator
Das Leben kommt mir gar nicht hart vor
Während in vielen Regionen Spaniens, Frankreichs, der Türkei, Portugals, Österreichs, Italiens usw. es in den letzten Wochen den meisten Leuten vermutlich einfach zu heiß war, um darüber zu diskutieren, ob ihnen nun gerade das Wetter oder das Klima den Puls nach oben und Waldbrände antreibt, Ernten verdorren lässt und die Kernkraftwerke herunter fährt, mangelte es hierzulande selbstverständlich nicht an Mitbürgern, die aufgrund eines schauerfreudigen Juli wieder einmal alle meteorologischen Gewissheiten zu zerreden versuchten.
Denn wenn es ein paar Tage regnet im Juli, dann ist das ja der Beweis dafür, dass es den Klimawandel gar nicht gibt. Während allen anderen durchaus deutlichen Wetterauffälligkeiten, die für ihn sprechen, jede Beweiskraft abgesprochen wird. Stöhn. Das ist alles fast noch anstrengender als die hohen Temperaturen selbst.
Die kleine Hitzewelle, die jetzt zum Sommerhöhepunkt auch noch mal nach Coburg kommt, verspricht bis 32, 33, am Donnerstag vielleicht sogar 34 Grad Celsius … aber wenigstens nicht 36, wie in dem oben zitierten Hit von 2raumwohnung. Der ist auch schon fast 20 Jahre alt, von 2007, ein Oldie also. Ich habe mich allerdings damals schon gefragt, unter welchen Umständen 36 Grad einem „gar nicht hart“ oder sogar angenehm erscheinen können. Da mag Inga Humpe noch so sinnlich was von Jungs und Girls, Bikinis, Minibars und vom baden gehen gurren. Ich bin aber ja auch schon immer eher so ein Jeansjackenwettertyp gewesen, selbst ohne Jeansjacke im Schrank seit mindestens 2007.
Was einen allerdings dann doch immer wieder einigermaßen fassungslos macht: Wie träge darauf reagiert wird, dass es tatsächlich immer „noch heißer“ wird. Und damit meine ich jetzt gar nicht die frustrierende Landes- oder Weltpolitik, die wie süchtig nicht vom Öl- und Gas-Tropf weg kommt und sich wenig nachhaltig um Nachhaltigkeit kümmern mag. Sondern die Leute, die in einer Stadt wie Coburg darüber entscheiden, wie man der klimatischen Entwicklung begegnen kann.

Nee, ist nicht so, dass da nichts getan wird. Aber wenn man die diesbezüglichen Artikel der letzten Tage und Woche quer liest, fragt man sich schon, ob die akut gewordene Radikalität des Wandels tatsächlich begriffen wird. Da wird im Stadtrat bis ins letzte gestalterische Detail über ganze sieben Dachplatanen diskutiert, die auf dem Marktplatz gepflanzt werden sollen. Klar, städtebaulich und denkmalschützerisch ein pikantes Pflaster (mit Betonung auf letzeres). Die Wohnbau erläutert auf Nachfrage der Neuen Presse, warum die (bisherige) Umgestaltung des Lohgrabens gleich bei uns ums Eck dann doch wieder eher ein Vorzeigeobjekt der gründlichen Oberflächenversiegelung als eines für eine grünere Innenstadt wurde. Und oberhalb der Schlossplatz-Arkaden experimentiert das Grünflachenamt im kostenneutralen Kleinversuch mit Kletterpflanzen an Bambusgerüsten, die vielleicht mal Sitzplätze beschatten könnten.
Jaja, meckermeckermachdochselber … bei uns stehen ja auch nur ein paar Kräutertöpfchen auf den Tischen herum und neben dem Eingang ein Hibiskus sowie ein blecherner Hundetrinknapf als Feuchtgebiet. Trotzdem sind wir der Überzeugung, dass selbst in einer finanziell angeschlagenen Stadt wie Coburg mit viel größerem Aufwand und tatsächlich weitaus radikaler einem Gesamtkonzept folgend daran gearbeitet werden müsste, auf die eben längst auch radikalen Folgen der Klimaveränderung zu reagieren. Es ist übrigens auch nicht nur so, dass andernfalls Gäste und Stadtbummler in Ohnmacht zu fallen drohen oder erst gar keinen Fuß aufs aufgeheizte Pflaster setzen: Es leben tatsächlich Menschen in den Häusern der Innenstadt. Die werden, so kommt es einem jedenfalls vor, in solchen Diskussionen gerne vergessen.
So, das Thema Hitze wäre dann wohl gesetzt – auch für unsere Wochenkarte, die Barbara nach bestem Wissen dem Wetterbericht angepasst hat. Unsere Suppen ab Mittwoch (der Dienstag ist im August bei uns auch ein Ruhetag!) sind kalt, aber trotzdem lecker. Selbst das toskanische Roastbeef am Donnerstag wird nur zimmerwarm serviert, mit Kräuteröl, Salat und selbst gebackenem Sauerteigbrot. Trotzdem kochen wir euch aber auch wieder ein paar Pastagerichte – mit Thunfisch oder Kichererbsen und Kapern, mit cacio e pepe ja sowieso und mit weißen Bohnen, Pfeffer und Zitrone als Wochengericht. Hier findet ihr die komplette Karte!