Manderl und Lipstick-Ladys ziehen vorüber

In der neuen Wochen werden wir unser Café ausnahmsweise auch mal wieder am Sonntag öffnen. Wegen der Open-air-Konzerte auf dem Schlossplatz. Am letzten Veranstaltungs-, also eben dem Sonntag spielen dort Die schwäbischen und obendrein Fantastischen Vier, bekannt aus der Bosch- oder Seat- oder Underberg- oder Aldi- oder Nintendo-Werbung. Aber natürlich auch aus verschiedenen TV-Quiz- oder Talkshows.

Ja, okay, das ist gemein: Sie haben schon auch einige gute Songs gemacht. „Tag am Meer“ zum Beispiel. Das haben wir damals sehr gerne gehört. Das Stück klingt heute zwar nach einem HipHop-Schulprojekt, bei dem ein Flow eher durch das laut eingespielte Wellenrauschen und ein paar trippige Soundeffekte erzeugt werden als durch den Rapgesang. Aber wir hatten eben nix anderes, vor 30 Jahren.

Dass die volkstümliche Schlagerwelt bzw. verschlagerte Volksmusikwelt im Jahr 2025 allerdings auch nichts anderes hat als einen Andreas Gabalier bzw. ihn als ihren großen Helden feiert (das einzige Schlossplatz-Konzerte, das ausverkauft ist und zwar seit Monaten!), das kann einen schon in eine kleine persönliche Kulturkrise stürzen.

Mag der sehr greasige Mann aus den Bergen, der immer so hochtourig singt, darauf beharren, dass Manderl Manderl und Weiberl Weiberl bleiben, Menschen aus der LGBTQ+-Community wieder aus der Öffentlichkeit geschoben gehören (ja nur der Kinder wegen!) und Gipfelkreuze nunmal „eisern“ sind – Rechtsoffenheit ist ja kein Alleinstellungsmerkmal konservativer Politiker*innen. Aber was mich nach zehn Minuten Streaming-Schnelldurchlauf durch Gabaliers größte Hits fast noch mehr schockiert ist, wie blöd das alles ist.

Warum fühlt sich von solch primitivem Mundartgestammel weder die deutsche Sprache viel doller beleidigt als von jedem Gendersternchen, noch das Abendland completti ganz ernsthaft bedroht:
Lipstick-Lady ih bin heite für di ready
Glaub mi wenn ihs sog, du bist olles wos ih mog
Lipstick-Lady, des mocht doch ois ahn Sinn
Des is die Liab in mia drin weil ih verliebt in di bin

(aus „Hallihallo“)

Nun ja, weder mit den Lederhosen-Manderl, noch den Lipstick-Ladys, die solche Anmachen tatsächlich anmachen, werden wir am Freitag groß in Berührung kommen. Aber gut zuschauen wird man schon können vom Ribollita aus, wie all die Gabalieros aus nah und fern durch die Fußgängerzone zum Volkskitschgipfel auf den Schlossplatz ziehen. Ja, okay, auch das ist gemein. (Aber wenn ihr trotzdem Plätze reservieren wollt – ruft uns an! ; )

Und das gibt es dann zu essen: einfach auf diese Zeile klicken und unsere vollständige Wochenkarte entfaltet sich! (Wir empfehlen besonders den Kichererbsen-Schwarze-Bohnen-Salat am Mittwoch, unsere leckere Süßkartoffel-Mais-Kokos-Suppe am Donnerstag und Freitag sowie das Risotto mit Zucchini, Zitrone, Basilikum und Minze ebenfalls am Freitag.)

P.S.1: Wer doch noch tiefer in das Thema einsteigen möchte: In der ARD-Mediathek findet sich ein aktueller Podcast mit dem Titel „Gabalier – Hinter der Lederhose“, der sich durchaus kritisch mit Werk und Künstler auseinander setzen soll. Wir haben ihn leider noch nicht gehört, hier trotzdem der Link.

P.S.2: Ihr könnt euch immer noch für unseren Flohmarkt für „Freunde des Ribollita“ am (verkaufsoffenen) Sonntag, 7. September, anmelden. Vorausgesetzt, ihr wollt etwas verkaufen. Wenn nicht, dann kommt ihr einfach ohne Anmeldung!