Einer unserer Stammgäste macht sich seit einiger Zeit einen Spaß daraus, nach dem Essen, gerne auch quer durchs Lokal, einen „Expresso“ zu bestellen. Das gehe auf seinen jugendlichen Sohn zurück, erzählt er, der tue dies auch allerorts mit großem Vergnügen. Dass das Espresso und nicht Expresso heißt, weiß zwar immer noch nicht jedes Kind, aber längst eine deutliche Mehrheit der Deutschen. Schätzungen gehen von etwa 87,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. (Also meine Schätzungen, die ich soeben direkt aus der Luft gegriffen habe.)
Wer immer noch Expresso sagt, ist vermutlich irgendwo in den 70ern hängen geblieben. Und zwar in den 1870ern! Aus dieser Zeit stammt nämlich, so behauptet Wikipedia, gewissermaßen der Original-Espresso bzw. die Maschinen, mit denen dieser hergestellt wurde. Das waren große, metallne Ungetüme, die unter Gasbefeuerung Wasserdampf erzeugten und mit dem wurde dann irgendwie flott Kaffee gebrüht. Und damit erinnerten sie an die Dampflokomotiven der Expresszüge, die damals auch schon durch Italien flitzten.

Der Mailänder Luigi Bezzera, der 1901 die erste Maschine für caffè espresso patentieren ließ, stellte diesen Bezug zu diesem beliebten Verkehrsmittel ganz bewusst her. Die Bezeichnung express für Schnellzug stammt allerdings aus dem Englischen – und die schreiben den freilich mit x. Also ist die Bezeichnung Expresso gar nicht mal so verkehrt. In Frankreich, Rumänien, Spanien oder Portugal sowieso nicht, denn dort heißt er so und nicht anders (wenn auch manchmal mit einem s oder o weniger geschrieben)!
Allerdings steht das italienische Wort Espresso nicht nur für die Geschwindigkeit seiner Zubereitung. Auch der Vorgang der Zubereitung, bei dem das Wasser mit Druck durch das Sieb mit dem Pulver gepresst bzw. gedrückt wird, ist damit beschrieben. Nähert man sich dem lateinischen Ursprung des Wortes weiter an, landet man bei „ausdrücklich“ und „nachdrücklich“. Laut Duden gibt es im Deutschen zusätzlich einen landschaftlichen, also regionalen Gebrauch des Wortes, der im folgenden Beispielsatz beschrieben wird: „Das tut er express!“ – meint: mit Absicht, aus Trotz. Das habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Aber es beschreibt das Motiv unseres schelmischen Stammgastes bei seiner Expresso-Bestellung nicht anders als perfekt.
Ebenso nach- wie ausdrücklich, allerdings verbindlichst unschelmisch sei hier zuletzt wieder auf unsere Speisekarte hingewiesen. Es gibt in dieser Woche Pasta mit Sardellen und Walnüssen, speckig-tomatig-feurig all’amatriciana sowie con le cipolle, also mit Zwiebeln. Und Gnocchi gibt es auch! Im Suppentopf erwarten euch Rote-Linsen-Suppe, Minestrone und Macco di fave, mit dicken Bohnen, Fenchel und Mangold.
Hier findet ihr die komplette Übersicht – bei der euch auffallen wird, dass der Samstag fehlt: Da haben wir tagsüber geschlossen wegen unseres (ausgebuchten) Sizilianischen Abends. Nicht böse sein!
P.S.: Für unser Musikquiz am Donnerstag, 5. Juni, ab 19 Uhr gibt es noch ein paar wenige Plätze. Meldet euch schnell bei uns, wenn ihr Interesse daran habt!