Eigentlich sollte man Facebook, Instagram, TikTok usw. endlich boykottieren, richtig? Denn da stehen Konzerne dahinter, die sich, wie wir jüngst noch einmal fingerdick aufs Brot gestrichen bekamen, bereitwillig Autokraten und Faschisten und dem Antidemokratischen beugen. Ganz davon abgesehen, dass sie Realitäten und Prioritäten für unser tägliches Leben vorgaukeln, die sie nicht haben … sollten.
Ausgerechnet auf Facebook, schon seit Jahren ein endloser Sumpf der Niedertracht und hoch ansteckender Gemeinschaftszersetzung, findet allerdings seit vielen Monaten ein lokales Experiment statt, dem ich nach wie vor gerne folge: In dem Gesprächsforum Coburg und Region mit rund 6000 Mitgliedern setzen sich der Großteil der Teilnehmer*innen und vor allem ein selbst organisiertes Moderatorenteam dafür ein, eine Diskussionspolitik am Leben zu halten, die wirkt wie aus der alten, noch irgendwie utopischen Welt des Internets. Als das theoretisch noch ein Ort war, an dem alle ungeachtet von Stand/Vermögen/Weltanschauung zusammenkommen durften, um ihr Wissen und ihre Meinungen zu teilen …

Jaja, Sie dürfen gerne bitter auflachen an dieser Stelle. Denn selbst in diesem Forum Coburg und Region verlässt einen regelmäßig der Glaube an die Vernunft, Toleranz und das Gute im Menschen ganz allgemein. Da genügen drei, vier fragwürdige Kommentare, um den oder die Anderen für dumm, rettungslos zynisch oder ideologisch verblendet zu halten – aber genau so etwas eben auch auszuhalten. Und sich in seinem Urteil und mit seiner eigenen heiligen Meinung schließlich auch einfach mal zu irren. Und das in einem Forum mit Menschen, von denen tatsächlich ein großer Teil in und um Coburg lebt oder gelebt hat. Denen begegnet man also tatsächlich noch im Alltag. Aber der Austausch untereinander findet – seltsam/modern genug – eben auf Facebook statt.
Inhaltlich kann es sich dort um alles Mögliche drehen. Einer sucht einen neuen Zahnarzt. Die nächste kritisiert eine Stadtratsentscheidung von letzter Woche (und der OB reagiert vielleicht sogar darauf). Kulturelles und Geschäftsliches wird angekündigt. Und dann berichtet wieder jemand davon, wie es war vor 40 Jahren, gleich hinter Neustadt Auge in Auge mit DDR-Grenzschützern spazieren zu gehen. Bestimmt ist das nicht immer alles interessant und lehrreich im Sinne der Beitrags- oder Kommentarautor*innen. Aber eben fast immer darin, wenn es darum geht zu begreifen, wie wir auch in der Zukunft mit Hilfe von Diskussion und Meinungsaustausch unser Zusammenleben gestalten wollen. Und wer das aber so gar nicht begreifen will, sich der Vernunft oder bestimmten Grundsätzen ganz verschließt, den schmeißt das Moderatorenteam nach ein paar Verwarnungen kurzerhand raus.
Zwar sind diese Leute dazu nicht gewählt und schon gar nicht ausgebildet worden – obwohl sie in Sachen Informationsaustausch inzwischen vermutlich mehr Macht auf sich vereinen als alle Redakteur*innen der traditionellen lokalen Coburger Medien zusammen. Und trotzdem scheint das alles doch irgendwie zu funktionieren. Dieser selbstverwaltete öffentliche Raum erinnert mich im allerbesten Sinne an die mehr oder weniger autonomen Jugendzentren von früher. Da lief auch ganz bestimmt nicht alles rund, und doch lernten alle, wie es laufen müsste, damit es läuft.
(Sorry, hier hat mich mein eigener Text nun wieder sehr weit weg getragen von unserem Café und unserer neuen Wochenkarte. Aber immerhin hat er ja Coburgbezug.)
Jetzt aber tatsächlich zu unserer Karte. Auf der finden sich u.a. – siehe hier – ein leckeres Pilzrisotto, Pasta mit Erbsen, Minze und Knoblauch und die Spaghetti al limone e noci, also mit Zitronen-Walnuss-Pesto, als Wochengericht. Außerdem serviert Barbara zum Josefstag am Mittwoch wieder die wunderbare Macco di San Giuseppe – eine dicke Suppe mit Hülsenfrüchten, Kastanien und Crostini.
Attenzione: Am Samstag bleibt unser Café tagsüber geschlossen, da wir das Menü für unseren Chinesischen Abend vorbereiten müssen!