Kein Café ist eine Insel

Vielleicht ist unser Café tatsächlich ein wenig überakustisch wie ein Gast einmal feststellte. Das legt sich, sobald ein paar Menschen mehr drin sind. Außerdem war dieser Gast soeben von einem zweiten zurechtgewiesen worden, er möge bitte nicht so laut reden. Da war die Überakustik möglicherweise mehr Ausrede noch als physikalische Tatsache. Manchmal lässt es sich aber auch wirklich nicht vermeiden, dass man zumindest in Satzfetzen aufschnappt, worüber sich gerade etwas lautere Menschen unterhalten.

Und wenn dann zum Beispiel eine Frau im Gespräch ihren rassistischen Ressentiments freien Lauf lässt, kriegt man das ungewollt auch mit. Wie sie Menschen aus Einwandererfamilien grundsätzlich die Beteiligung am politischen Betrieb absprechen möchte, dann beklagt, dass Deutschland nicht mehr Deutschland sein dürfe (?) und durchaus noch Schlimmeres. Die ganze klassische rassistische, rechtsnationalistische, völkische Hausmannskostpampe ungefragt dem Servicepersonal gleich mitserviert. Aber es bleibt eben auch ein privates Gespräch zwischen fremden Leuten. Ernsthafte Frage: Was tut man in so einer Situation? Was glaubt ihr – wie würdet ihr reagieren, als Hausherr*innen, aber eben auch als Gastgeber im Licht der lokalen wie socialmedialen Öffentlichkeit?

Wenigstens bei der Bebilderung sei uns aber etwas Insel-Eskapismus erlaubt: Wir sehen hier Jeri Southern, wie sie von ihrem „Occasional Man“ träumt/singt. Klickt auf den Link – das 70 Jahre alte Stück ist auch schon ein echter (übrigens auch erstaunlich emanzipatorischer) Ribollita-Playlist-Klassiker!

Zuerst einmal werde ich das Trinkgeld dieser Person plus privatem Aufschlag an Pro Asyl spenden. Aber zur Zivilcourage gehört wohl auch, beim nächsten Mal so jemanden darauf hinzuweisen, dass man leider nicht überhören konnte, was da gerade gesagt wurde. Und dann deutlich zu machen, wofür man selbst und wofür dadurch auch unser Café steht – für Solidarität, Offenheit, Respekt gegenüber allen Menschen.

Sorry, das war als Einführung für unsere Wochenkarte jetzt vielleicht nicht so appetitlich. Doch dieser Newsletter ist ja nicht zuletzt dazu gedacht, von prägenden Erlebnisse in und mit unserem Café zu erzählen. Und dieses hat uns eben gezeigt, dass das Ribollita zwar gerade auch für uns als eine Art Insel funktioniert, auf der sich alle Menschen wertschätzend begegnen. Doch kein Café ist eine Insel.

Hier nun aber auch unser neues Wochenangebot – mit vor allem sommerlichen Speisen wie Melonen-Feta-Salat, Süßkartoffel-Mais-Kokos-Suppe, Linguine mit Sardellen und Walnüssen und gleich noch mal der Kalten Gurkensuppe und Penne all’amatriciana. Hier geht es wie immer zur kompletten Auswahl.

Wie schon berichtet, werden wir in dieser Woche erst am Mittwoch aufmachen – dafür aber auch wieder am Sonntag, ab 11 Uhr, zum Sonntags-Spektakel mit verkaufsoffenen Geschäften, Künstler- und Kreativmarkt, Kinderprogramm, Spiel und Spaß. Unser besonderes Spektakel-Angebot: 1 Zimtschnecke & 1 Cappuccino für 4,90 €

Achso, und beinahe vergessen habe ich jetzt, dass es diese Woche auch wieder einen Focaccia-Abend geben wird: Mit Focacce, die frisch aus dem Ofen in eure Münder springen, Weine, Spritz, Nichtalkoholisches, drinnen oder draußen, je nach Wetter. Das wird nett – am Freitag ab 18 Uhr.