Im Musikantenstadel und in den Südstaaten herrschte noch Ordnung

Bei der Onlinebuchung nicht richtig hingeguckt, sitzt man am Sonntagnachmittag plötzlich in der allerersten Reihe des Globe, streckt die Hälse hoch zum Drama und muss dabei aufpassen, keinen angebissenen Hühnerflügel oder ein Stück der Crashglas-Flasche an den Kopf zu bekommen, denn so was fliegt hier quer durch die Sümpfe Louisianas bis an die Bühnenkante im Coburger Süden.

Uns hat Jana Vettens Inszenierung von „Endstation Sehnsucht“ nicht nur richtig abgeholt, wie die Leute so schwatzen, sondern sogar mitgenommen, denn das ist heftiger, hoffnungsloser Stoff. Solltet ihr Wert legen auf das Urteil zweier eher sporadischer Theaterbesucher: Der Besuch lohnt sich absolut! Dass knapp 80 Jahre nach seiner Uraufführung Geschlechter- und Klassenungerechtigkeit, Machtmissbrauch und der fragwürdige Umgang mit psychisch belasteten Menschen höchst aktuelle Themen geblieben sind, macht die empfohlene Angelegenheit allerdings nicht hoffnungsfroher.

Apropos fliegende Knochen: Gibt es diese mittelalterliche Ritteressen oben in der Burgschänke eigentlich noch? Und durfte man bei solchen Veranstaltungen tatsächlich die manierenbefreite Tischsau raushängen lassen oder war das von jeher eine castle legend?

Was man in der Burgschänke auf jeden Fall nicht darf: Tische zusammenschieben! Das war jüngst nämlich auf einer Aufstelltafel vor der Schänke zu lesen. Sodann wurde es abfotografiert und aufregungsreich im Internet kommentiert und brachte es so sogar zu Onlinemeldungen auf lokalen Nachrichten-Portalen. So läuft das heute: billige Erregung als harte digitale Währung. Dabei war nach meiner Meinung das einzig Erwähnenswerte der zweite, durchaus unterhaltsame Satz der in Kreide gefassten Verhaltensregel (bei der Flucht- und Servicewege eine berechtigte Rolle spielten): „Wir sind hier nicht im Musikantenstadel!“

Das werde ich mir auf jeden Fall merken, wenn unsere (Stamm-)Gäste mal wieder an unseren Möbeln rücken, Zigaretten neben dem Aschenbecher auf dem Asphalt austreten oder sich gegenseitig YouTube-Videos in Kinolautstärke vorspielen: „Hey, wir sind hier nicht im Musikantenstadel!“ Ungeachtet der Tatsache, dass ein Herr Moik und sein Produktionsteam bestimmt noch ganz andere Saiten aufgezogen hätten, hätte auch nur ein Klatschgünther es gewagt, am Tischdeckchen zu ziehen oder seinen Humpen unvorteilhaft vor die erröteten Weinschorlewangen seiner Hilde in die Kameraachse zu recken.

Aber nein, wir bleiben selbstverständlich weiterhin erschütternd freundlich, nachsichtig und so elastisch in den Hüften wie möglich, wenn es um unseren Service für euch geht. Und in der Küche abwechslungsreich – auch wenn diesmal keine Neuigkeiten auf der Wochenkarte zu vermelden sind. Empfehlen dürfen wir die Pasta e ceci alla puttanesca als Wochengericht, eine leckere Minestrone mit Hülsenfrüchten, Getreide und verschiedenem Gemüse, die Penne mit Sardinen, Zitrone und Knoblauch sowie die superleckeren Pasta alla genovese mit Rindfleisch und jeder Menge Zwiebeln. Der Rest findet sich wieder hier auf unserer Homepage.