Gute Kompromisse und mehr Verstand für den Steinweg

Barbara hat gerade noch mehr Stress als sonst an unserem vermeintlichen Ruhemontag. Für heute Abend braucht es zusätzliche Sauerteigbrote mit Aufstrichen und Focaccia. Denn da kommt die Wirtschaftsförderung mit über 20 Immobilien-Menschen bei uns im Ribollita vorbei. Sie besichtigen das Viertel rund um den Steinweg und lassen sich erzählen, was die Stadt Coburg in naher Zukunft damit vor hat, um es attraktiver zu machen zum Wohnen, Arbeiten, Leben.

Wie sich das mit der nicht eben störungsfreien Nachtgastronomie in dieser Straße verträgt oder eben nicht, muss sich zeigen. Einerseits wollen „die jungen Leute“ irgendwo hin; so wie wir auch irgendwo hin wollten als es uns selbst noch hinaus und hinein zog in Kneipen, Dorfdiscos, Jugendzentren. Andererseits müssen Lösungen und Kompromisse her, die dafür sorgen, dass die Wohnungen im Steinweg auch an den Wochenenden bewohnbar bleiben bzw. überhaupt werden, ohne dass man selbst in 50 Wochen im Jahr die Nacht zum Tag macht.

Ja gut, die Bäume könnten ein bisschen größer und auch mehr sein im Steinweg – für ein besseres Kleinklima. Aber dieses Problem zieht sich ja durch die ganze zugepflasterte Stadt: Leitungen und Rohre kreuz und quer unter dem Asphalt und enge Zufahrtswege lassen kaum mehr zu.

Was allerdings kein Mensch braucht, sind bräsige, zynische und oft auch ziemlich rassistische Facebook-Kommentatoren, Stammtischler und sogar Lokalpolitiker, die dir erklären wollen, der Steinweg sei heute nicht mehr sicher zu durchqueren. Ja, das Problem der Jugendgewalt und -kriminalität ist in den letzten Jahren zu einem größeren Thema geworden, nicht nur in Coburg. Aber dass entsprechende Statistiken immer mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt z.B. dieses aktuelle Interview aus der Frankfurter Allgemeinen.

Keine Frage, Raubüberfälle oder Körperverletzungen, sogar mit Waffen zugefügt, wie sie rund um den Steinweg schon angezeigt wurden, dürfen einen besorgen und verängstigen. Aber hier Verstand und Statistiken zuzuschalten, ist schwer empfohlen: Wie oft geschieht das tatsächlich? Zu welchen Tageszeiten? Zwischen welchen Personengruppen? Wir können aus eigener Erfahrung sagen, ohne irgendetwas verharmlosen zu wollen: Wir waren in den letzten vier Jahren oft auch schon spät am Abend unterwegs auf dem Weg zu oder weg von unserem Café – und wir gerieten noch nicht in eine gefährliche Situation.

Aber zurück zu Barbaras Stress: Am Mittwoch leitet sie ja auch noch ihren ersten Sauerteig-Workshop. Wie viele Leute kriegen wir zum Ausprobieren in unsere Küche und wie viele kleine Brote in die Gärkörbchen, welche Fachbegriffe sind vielleicht schon zu fachbegrifflich und was tut man gegen das Lampenfieber? Da gibt es noch sehr viel zu planen. Sollte dieser Newsletter also ein paar mehr Fehler beinhalten als sonst so, dann liegt das daran, dass Barbara nicht richtig Zeit hatte zum Korrekturlesen.

Keine Abstriche machen wir allerdings in unserer Wochenkarte. Da gibt es wieder nur 1A-Qualität und nix als fehlerfreien Genuss! : ) Die wirklich allerletzten Portionen Ribollita zum Beispiel. Pasta mit Bratwurst in Tomatensauce mit Lorbeer und Rotwein, einen Linseneintopf mit Fenchel und Spinat, auf Wunsch mit Ei. Und einiges mehr! Hier findet sich die gesamte Übersicht.

P.S.: Achtung! Aufgrund unseres besonderen Wochen(zusatz)programms schließen wir am Dienstag bereits um 15 Uhr und können am Mittwoch nur bis 14.30 Uhr warmes Essen anbieten!