Als ich noch Grundschüler war, zogen der Vater meines Vaters und meine Mutter sich nach Bescherung und Abendessen am Heiligen Abend gerne ihre Stiefel und Mäntel an. Nein, nicht um in den nächtlichen Gottesdienst zu gehen – sie gingen spazieren! Sie liebten es, durch das fast menschenleere Bad Rodach zu streifen und in die Fenster zu lugen. Und sie schämten sich ihrer Neugier kein bisschen (anders als meine Großmutter, die fand das wenn nicht sogar unchristlich, so doch auf jeden Fall unziemlich).
Nun herrschten zwar auch vor über 40 Jahren alles anderes als niederländische Verhältnisse im Coburger Land was die Fensterfreizügigkeit von Wohnungen und Häusern betraf – aber die Chancen, hinter Gardinen und Vorhängen einen Blick auf die Kerzen und das Lametta der Mitmenschen zu erhaschen, standen nicht so schlecht.
Das sieht inzwischen anders aus. Zwar herrscht in vielen Vorgärten, hinter Treppenhausfenstern und über Hauseingängen eine reich und bunt blinkende, aber letztlich anonyme Dekopracht. Denn von den Menschen und ihrem Leben sieht man nichts. Sie verschanzen sich, ganzjährig, hinter mannhohen, fast schon militärisch anmutenden Metallgittern, Gabionen und Kunststoffwänden, Lorbeerkirsche und Thuja, lassen ihre blickdichten Jalousien pünktlich zum Sonnenuntergang herunter.
Ist das nicht schade? Warum sind die Menschen heute so sehr darauf bedacht, bloß nicht gesehen zu werden in ihrem privaten Umfeld? Hat es mit dem Druck zu tun, befeuert von all den pseudo-authentischen Social-Media-Inszenierungen, in der Öffentlichkeit ein möglichst perfektes Bild abzugeben? Oder macht der immer weiter eingeschränkte direkte Kontakt mit Menschen, den unsere digitale Lebensrealtiät mit sich bringt, uns einfach auch Angst vor der Begegnung mit anderen?
Hm, vielleicht ist das auch ein etwas zu kritisches Thema für einen Newsletter am 24. Dezember, oder? Wünschen wir euch lieber einfach ein frohes Fest, laden euch ein zur persönlichen Begegnung im Ribollita (siehe P.S.) und verweisen auf unsere Wochenkarte mit zwei leckeren Suppen und einem neuen Risotto mit Fenchel und Bergamotte. Hier auf unserer Homepage versteckt sich wieder das gesamte Angebot.
P.S.: Hier noch mal unsere Feiertagsöffnungszeiten:
Mittwoch, 25. Dezember – geschlossen
Donnerstag, 26. Dezember – 13 bis 18 Uhr
Freitag, 27. Dezember – 11 bis 18 Uhr
Samstag, 28. Dezember – 10 bis 18 Uhr
Sonntag, 29. Dezember – 13 bis 18 Uhr
Montag, 30. Dezember – geschlossen
Dienstag, 31. Dezember – 11 bis 16 Uhr
Mittwoch, 1. Januar – geschlossen