Es passiert selten genug. Aber ab und zu steht da wieder einer. Ein männlicher Mann, dry aged. An unserem Tresen, vor der Vitrine. Mustert und liest und fragt, überlegt und versteht, und gibt dann wenigstens einen herzhaften Kommentar dazu ab, was wir da anbieten – größtenteils veganes Essen nämlich.
Ob man den Kuchen auch als Nichtveganer genießen könne, das muss er einfach fragen, d.h. sagen, denn als ernstzunehmende Frage ist das ja nicht gemeint. (Wir antworten trotzdem, freundlich wie immer, mit unverdrehten Augen, im gleichmütigsten Tonfall.) Und wenn man fragt beim Servieren, wer denn was kriegt am Tisch, dann antwortet er an besonders schlagfertigen Tagen, dass er das Gericht mit dem FLEISCH bekomme, obwohl es an diesem Tag nichts mit FLEISCH gibt und infolgedessen auch gar kein FLEISCH bestellt wurde. Aber trotzdem. Den Punkt hat er gemacht. Harhar.
Denn wenn einen die alte Freundin oder Arbeitskollegin schon ins Ribollita gelockt oder der Hunger ihn in dieser offenbar erschreckend proteingeizigen Ecke der Coburg Innenstadt hat stranden lassen, dann kann man das als Mann der alten Schule (des Lebens?) zwar irgendwie ertragen, aber nicht ohne eine süffisante Bemerkung. Nein. Die muss sein. Als letzte kleine pointierte Protestnote, bevor er dann am veganen Schokokuchen verendet. Oder aber doch überm Linsenragù für ein paar Minuten das vergessene Fleisch vergisst. (Diese Linsen, übrigens: wahre Eiweißkanonen!)
Aber was willste machen nach Jahrtausenden des Jagens und der ganzen Dominanz über die Natur und das weibliche Geschlecht und das Schuften am Pflug oder im Berg. Einfach so klein beigeben?! (Hier findet sich übrigens ein interessanter Artikel aus der taz über das Thema Fleischkonsum und Männlichkeit und was die Natur bzw. die Wissenschaft tatsächlich dazu meint.)
Dabei sind wir vom Ribollita doch gar nicht so. An diesem Donnerstag zum Beispiel gibt es sogar Triester Gulasch. Und auch uns selbst haben wir das Schnitzel bislang nicht verboten. Bei uns darf jeder, was und wie er mag, so lange er nur eben fündig wird auf unseren Karten und Tafeln. Und wenn er begleitend noch ein paar knochenmarkige Sprüche braucht auf dem Weg zur gesünderen Ernährung ohne Dauerwurstanspruch – dann soll mann sie eben machen.
Neben dem Gulasch (mit Polenta!) gibt es in dieser Woche u.a. Pasta mit Blumenkohl und Parmesan, außerdem solche mit Kichererbsen, Tomaten, Oliven und Kapern sowie mit Auberginen, Paprika und Tomaten. Auf der Suppenkarte finden sich die Türkische Hochzeitssuppe und die Passato di peperoni, also eine Paprika-Cremesuppe – und das komplette Programm findet sich wieder hier.
P.S.1: Wegen einer Abendgesellschaft am Freitag müssen wir die Öffnungszeiten zum Ende der Woche leider wieder ein klein wenig einschränken: Am Freitag und Samstag öffnet das Ribollita erst um 12 Uhr!
P.S.2: BiFi, dieses Zwergensalami gewordene Konservierungsstoffwunder aus der Tankstellenauslage, ist übrigens eine deutsche Erfindung, wurde 1972 von Ansbach aus in den Snackmarkt eingeführt und der Name ist tatsächlich eine Eindeutschung des englischen Adjektivs „beefy“ = „fleischig“ .