Das Trüffelchen von uns kleinen Leuten

Über das Gericht Pasta e patate haben wir hier im Newsletter, aber auch jenen, die öfters zu uns ins Ribollita kommen, schon öfters was erzählt. Denn die ungewöhnliche Kombination zweier „Sättigungsbeilagen“ als Hauptzutaten auf einem Teller bleibt natürlich erklärungsbedürftig, auch wenn der neapolitanische Klassiker längst auch zu unseren Klassikern gehört. Aus Überzeugung! Ab morgen ist er unser Gericht der Woche. Mit leckeren neuen Kartoffeln von unserem Lieblingsgemüsebauer Güßregen aus Hallstadt-Dörfleins!

Dass die Kartoffel ursprünglich aus Südamerika stammt und es also vor dem 16. Jahrhundert tatsächlich ein Europa ohne Kartoffelpuffer, Fries, Gratin, Pell- und Bratkartoffeln und Tante Petras perfektem Kartoffelsalat (Glaubensfrage: Öl/Essig vs. Mayonnaise!) gegeben haben soll – davon hat man vielleicht schon gehört. Aber wusstet ihr, dass wir das Wort Kartoffel eigentlich den Italienern zu verdanken haben?

Es entstammt dem italienischen tartufo bzw. seiner Verniedlichungsform tartufolo, und der bedeutet eigentlich Trüffel(chen). Da dieser ebenfalls als Knolle unter der Erde wächst, behalf man sich in Italien zunächst mit diesem Vergleich. Später setzte sich dann allerdings, genauso wie im Spanischen und sehr ähnlich der englischen potato, die patata durch. Auch wenn diese Bezeichnung eigentlich noch irreführender war, ging sie doch auf das indigene batata zurück, und das meinte eigentlich (und ausschließlich) die Süßkartoffel.

In Deutschland aber wurde – es dauerte ohnehin bis zum 18. Jahrhundert, bis sie sich als Grundnahrungsmittel durchsetzte – aus den tartufolo nach zig Variationen und Lautverschiebungen die Kartoffel. Und daraus schließlich, obwohl aus der Ferne eingewandert, dass deutscheste Gemüse überhaupt. Wann und wo Kids aus migrantisch geprägten Communities damit begannen, uns Deutsche spöttisch als Kartoffel zu bezeichnen, darüber finden sich leider keine Quellen. Allerdings gibt es auch im Italienischen Beschimpfungen wie mangiapatate oder patatucchi, die den Deutschen also als „Kartoffelfresser“ verunglimpfen.

So oder so würden wir aber völkischen Nationalisten und rassistischen (Hobby-)Ideologen empfehlen, in Zukunft besser die Finger von der Kartoffel zu lassen – es ist nämlich auch nicht hinreichend erforscht bzw. mit kruden Verschwörungstheorien belegt, was dieser latine bzw. indigene Einfluss mit euren Genen, eurem Blut und eurem Boden macht! Da wär ich mal lieber vorsichtig …

Weitere Highlights von unserer neuen Wochenkarte: eine Minestrone mit Kichererbsen, Borlottibohnen und Pasta, die Suppe mit gerösteten Auberginen und roten Linsen, die unschlagbaren Pasta alla genovese mit Rindfleisch und zum heißen Wochenende hin Toskanischer Brotsalat sowie Ratatouille-Gemüse. Die komplette Übersicht findet ihr hier.

P.S.: Hier noch unsere persönlichen Top Ten regionaler/besonderer Bezeichnungen für die Kartoffel im deutschsprachigen Raum:

  1. Fletzbirn (Kärnten)
  2. Mäusle (Schwaben)
  3. Bumser (Eichstätt/nördlich der Donau)
  4. Schundmukel (aus dem Rotwelsch)
  5. Nudel (Uckermark)
  6. Tüftchen (Mecklenburg-Vorpommern)
  7. Pudel (Niedersachsen)
  8. Bulle (Erzgebirge/Vogtland)
  9. Arpfel (Frankenwald/Hof)
  10. Ptätschen (Oldenburg)