Seit Jahrhunderten in Bewegung

Was im Steinweg aktuell so los ist, darüber liest man in den Tageszeitungen und auf Facebook alle paar Tage was. Nun gut, da geht es leider fast ausschließlich um Lärm und Ärger, Party und Konflikte. Solches Framing treibt aber nur weiter voran, dass diese Straße auf das reduziert wird, was Freitag- und Samstagnachts hier geschieht. Oder was man eben so glaubt, dass da passiert …

Dass und wie im Steinweg auch in den restlichen 150 Stunden einer Woche gelebt, gewohnt, gearbeitet, gehandelt, gegessen und getrunken, gelacht und geschimpft, gespielt und wild geparkt wird, das droht durch diese stark verengte öffentliche Diskussion verdrängt und vergessen zu werden. Wie sich (die) Coburg(er) das weiterhin leisten will/wollen, einen ganz zentralen Teil der Stadt irgendwelchen schlichten Vorurteilen und eindimensionalen Erzählungen zu opfern, ist uns ein Rätsel, seit wir entschieden haben, unser Café an diesem Ort zu eröffnen.

Umso dankbarer darf man für den ausgebuchten Vortrag von Dr. Christian Boseckert sein, den die Volkshochschule bei uns im Ribollita vergangene Woche veranstaltete – über den Steinweg und dessen Historie. Denn auch wenn dieser sich nur kurz und anekdotisch auf die heutige Situation der ehemaligen Handelsstraße bezog, machte der lebendige Vortrag des Stadtheimatpflegers doch deutlich, dass stetiger Wandel seit Jahrhunderten zu ihrer Geschichte gehören.

Da steht es projiziert, könnt ihr es lesen? Der Steinweg 40 war ein Bäckerhaus!

Und siehe da: Im Steinweg wird tatsächlich auch schon seit langer Zeit getrunken und gefeiert, früher vor allem von Durchreisenden. (Und die Polizei rückte regelmäßig an.) Aber es verwandelten sich eben auch Handwerkerhäuser zu bürgerlichen Geschäftsanwesen, eine Mühle zu einem Café zu einer Metzgerei zu einer Kneipe zu einem Hotel, und selbst das erste Coburger Kaufhaus eröffnete auf unserer Seite des Spitaltors. Zahlreiche Familien erarbeiteten sich sozialen Aufstieg, Zugereiste wurden integriert und bereicherten das Viertel.

Was Barbara besonders gut in Erinnerung blieb aus Boseckerts Ausführungen: Bevor mit Friedrich Escherich 1864 ein Hutmachermeister in den Steinweg 40 zog, befand sich eine Backstube in dem Anwesen. Sprich: Da, wo Barbara heute ihr Sauerteigbrot backt, duftete es Anfang des 19. Jahrhunderts auch schon nach Brot!

Das tut es selbstverständlich auch wieder in dieser Woche. Wir reichen es u.a. zur Weiße-Bohnen-Suppe mit Endivien und der Süßkartoffel-Mais-Kokos-Suppe. Außerdem ist es fester Bestandteil unseres sehr leckeren Frühstücks, das wir jeden Samstag ab 9.30 Uhr bei uns anbieten. Weitere Highlights auf der Wochenkarte (unter diesem Link hier findet ihr wie immer das komplette Programm): Linguine mit Sardellen und Walnüssen, Pasta al ragù di salsiccia e pomodori gialli – also mit einem Bratwurst-und-gelbe-Tomaten-Sugo –, sowie Riso e lenticchie: ein Eintopfgericht mit Risottoreis, Linsen und Gemüse als unser Wochengericht.