Egal, ob Broadway oder Steinweg

So erfolgreich, aber auch anstrengend unser (Focaccia) Freitag in der vergangenen Woche verlief, erlaubten wir uns, am Samstag einfach mal früher Schluss zu machen. Um es am Abend rechtzeitig … nein, nicht zum Outside Rodeo Festival zu schaffen und auch nicht zur „white night“ auf dem Schlossplatzfest. Wir fuhren stattdessen nach Kulmbach, wo uns im Innenhof der Plassenburg eine legendäre 65-jährige Musikerin aus New York versicherte, dass sie ganz sicher niemals Weiß tragen würde. Sondern:
My color is black black black
Black is for secrets
Outlaws and dancers
For the poet of the dark

Suzanne Vegas Karriere dauert inzwischen seit 40 Jahren an. Mag sie hierzulande auch von vielen als Zwei-Hit-Wonder abgespeichert sein, ist sie doch bis heute als enorm einflussreiche Singer-Songwriterin aktiv, die die große Kunst beherrscht, Lieder nahe am Leben zu schreiben, die gleichzeitig eine hohe lyrische Qualität besitzen. Ihre beiden Hits spielte sie aber natürlich auch. Der eine – „Luka“ – handelt von der Begegnung mit einem misshandelten Kind aus der Nachbarwohnung. Er war trotzdem ein Radiohit.

Der zweite – „Tom’s Diner“ – wurde erst dadurch, dass zwei Briten zusätzliche Sounds und einen Beat dran schraubten, ein solcher. Das nötigte Suzanne Vega dazu, auf der Plassenburg ebenfalls eine entsprechend möblierte Version aufzuführen. Vermutlich würde sich ihr Publikum sonst wundern: „Da fehlt ja die Musik bei dem Lied!“ Doch im Original trägt sie das Stück tatsächlich A-capella vor, ohne jede instrumentelle Begleitung. Gespeist aus Beobachtungen in bzw. mit Blick aus einem Eckrestaurant in New York, klingt es fast, als würde sie spontan einfach besingen, was ihr so ins Auge fällt und dabei an Gedanken zufliegt.

In dieser Außenansicht kennt man den Diner im Norden Manhattans aus der 90er-Sitcom-Serie „Seinfeld“. Allerdings wurden die Innenaufnahmen in einem Studio in Los Angeles gedreht.

Die Idee dazu geht auf einen befreundeten Fotografen zurück, der einmal meinte, er fühle sich oft, als würde er die Welt wie durch eine Glasscheibe betrachten. Vega versuchte daraufhin, ihr Stück aus seiner, nicht zuletzt männlichen Perspektive zu schreiben. Zu dem gerade einmal zwei Minuten langen „Tom’s Diner“ gibt es noch einige interessante Geschichten mehr zu erzählen. Zum Beispiel, dass das Restaurant – es heißt eigentlich auch „Tom’s Restaurant“ – ein paar Jahre später als Außenkulisse für einen der Hauptschauplätze der enorm erfolgreichen Sitcom „Seinfeld“ diente. Oder dass Barack Obama hier ein und aus ging, als er an der benachbarten Columbia-Universität studierte.

Aber uns gefällt besonders diese eine Verbindung zum Ribolllita: Am Broadway mag es ja selbst im Norden Manhattans vermutlich immer noch mehr interessante Dinge zu beobachten geben durch die großen Schaufenster eines Café-Restaurants als im Coburger Steinweg. Aber diese Idee aus „Tom’s Diner“, die Welt (wie) hinter Glas auf sich wirken zu lassen, und diese Beobachtungen mit den Gedanken zu verbinden, die einen dabei ereilen – ist das nicht einer der Hauptgründe überhaupt, sich in ein Café zu setzen, auch oder gerade alleine?!

Im Fall von „Tom’s Restaurant“ scheint es auf jeden Fall nicht so sehr um das Essen zu gehen (behauptete zumindest ein Korrespondet der Welt vor ein paar Jahren). Bei uns ist das ja hoffentlich anders – um jetzt endlich auch mal auf unsere neue Wochenkarte zu kommen. Da gibt es Suppen mit Fenchel und Kartoffeln, auch wieder mit gerösteten Auberginen sowie mit Süßkartoffeln, Mais und Kokosmilch und zum heißen Ende der Woche eine kalte Variante mit Gruke, Limette und Minze, außerdem einen Salat mit Couscous und Ofengemüse. Und die Pasta servieren wir mit Kichererbsen, Tomaten, Kapern und Oliven, mit Zitronen-Walnuss-Pesto sowie alla Genovese mit Rindfleisch und Zwiebeln.

P.S.: Wer sich dafür interessiert – in diesem Video führt Suzanne Vega uns persönlich zurück zu „Tom’s Diner“ und seiner Geschichte.